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Scheidplatz

Der Scheidplatz ist seit 1959 benannt nach  Karl Friedrich Scheid (geboren am 22.  Juni 1906 in Frankfurt am Main; von der SS am Kriegsende erschossen am 5. Mai 1945 am Tegernsee) war ein deutscher Psychiater und Neurologe und zuletzt Oberarzt im Krankenhaus München-Schwabing. Scheid verhandelte bei Kriegsende 1945 mit den Amerikanern erfolgreich über eine Übergabe des Krankenhauses bzw. seines Notquartiers in Tegernsee, kurz darauf wurde er durch einen Schuss der SS aus dem Hinterhalt erschossen.

Der Türkenkanal, gemalt der Blick von Höhe des Biedersteinerkanals (heute etwa Petuelring) stadteinwärts auf der Höhe des Georgenbades.

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 © Stadtarchiv München

In der Karte von 1864 ist unten der heutige Kurfürstenplatz mit der rot verzeichneten Burgfrieden-Grenze. Die spätere Hohenzollernstraße ist schon als Fahrweg quer eingezeichnet und die nach Nord-Westen abzweigende spätere Fallmerayerstraße ist zu erkennen. Nach Norden geht der Türkengraben, heute die Belgradstraße und irgendwo da wird in 100 Jahren der Scheidplatz entstehen.

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 © Stadtarchiv München

Der Verlauf der Belgradstraße folgt dem nördlichen Teil des Türkengrabens, der 1702–1704 als Verbindungskanal vom Nymphenburg-Biedersteiner Kanal zur Münchner Residenz erbaut und ab 1811 wieder verfüllt worden war. Es sollte Gondelfahrten der königlichen Herrschaft von der Residenz zum Schloß Schleißheim auf direktem Wege ermöglichen.

Die Vorgeschichte zum Scheidplatz

1764 wurde an der Verbindung von Türkengraben und Kanal erstmals die Schwaige St. Georgenschwaige (1568 St. Georgen, 1620 bei St. Georgen) genannt. 1826 wurde hier ein Freibadbetrieb aufgenommen und im ehemaligen Bleichhaus, der sogenannten „holländischen Bleiche“, entstand eine Gaststätte. 1850 gab ihr der Besitzer nach der ehemals nördlich gelegenen St. Georgenschwaige den Namen „Bad Georgenschwaige“. 1850 wurde im Münchener Tagblatt die Erteilung einer Konzession an einen Lohnkutscher für Stellwagenfahrten zur Georgenschweige bekannt gegeben. Bis zur Eingemeindung Schwabings 1890 nach München verlief die Burgfriedensgrenze um München in Höhe des späteren Kurfürstenplatzes. Im Plan der königlichen Haupt- und Residenzstadt München in seinem ganzen Burgfrieden dargestellt von 1858/59 ist die Belgradstraße zwar als „nach Georgenschwaig“ führend in ihrem südlichen Teil eingezeichnet, abgesehen von wenigen Gebäuden am späteren Kurfürstenplatz aber noch völlig unbebaut. Nach dem von der Stadt München ausgeschriebenen Stadterweiterungs-Wettbewerb von 1892 begann unter Maßgabe von Theodor Fischers Generalbebauungsplan ein Bauboom.

Die Belgradstraße auf der Höhe Hausnummer 7 - 11 im Jahr 1900.

....und der Vergleich mit heute.

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 © Archiv FMTM e.V.

Der Scheidplatz war vor seiner Gründung 1959 eine Kleingartensiedlung, die etwas nach Norden verlegt wird. Die Trambahn hat ihre Wendeschleife noch am Kölner Platz vor dem Schwabinger Krankenhaus. 

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 © Archiv FMTM e.V.

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Genau genommen kam nach einer Bauzeit vom 21.9.1910 bis 24.12.1910  am 6.1.1911 mit dem 393 m langen Hinterstellgleis vom Kurfürstenplatz die Trambahn schon ein erstes Stückchen dem zukünftigen Scheidplatz entgegen.

 

Nach den Bauarbeiten der Strecke in der Belgradstraße wird am 16.3.1959 die neue Schleife am Scheidplatz erreicht. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgt am 19.9.1959  und bis dahin  fahren alle Züge ohne Halt durch Schleife.

Baustelle in der Belgradstraße 1959 im Vergleich mit der Situation heute.

© Archiv FMTM eV.

Gleichzeitig wird die Trambahnstrecke durch die Parzivalstraße zwischen Kölner Platz und Scheidplatz gebaut und die offizielle Inbetriebnahme erfolgt am 19.9.1959.

Baustelle für die Gleise vom Kölner Platz durch die Parzivalstraße zum Scheidplatz am 19.Juni 1959 

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© Archiv FMTM e.V.

Blick vom Schuttberg am Luitpoldpark auf die Baustelle der ersten Schleife am Scheidplatz am 7. August 1959. Auch das neue Stationshaus auf dem Scheidplatz ist in Bau.

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© Archiv FMTM e.V.

Der neue Scheidplatz vom nebenstehenden Wohnhaus am 30. Juni 1961 Richtung Norden fotografiert. Der Platz ist neu angelegt und in der Belgradstraße stadtauswärts sieht man schon die Baustelle für die neuen Trambahnlinien zum Harthof und zum Hasenbergl.

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© Archiv FMTM eV.

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© Archiv FMTM e.V.

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Am 30.  Juni 1961 steht noch eine Abweisblende an der Stelle in der Belgradstraße, wo ab 8.11.1963 die Strecke nach Norden verlängert werden soll.

Frisch bepflanzt zeigt sich der Scheidplatz am 17.  Mai 1960 dem Fotografen.

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© Archiv FMTM eV.

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© Archiv FMTM eV.

D-Wagen 489 steht im September 1965 in der alten Scheidplatz-Schleife rund um die heutige Gaststätte Holzwurm, das damalige Stationshäuschen

© Archiv FMTM eV.

Durch die Weiterführung der Trambahn Richtung Norden zum Harthof und der Eröffnung dieser Strecke am 8.11.1963 über den Oberhofer Platz und Sudetendeutsche Straße und Rathenaustraße erreichte der Scheidplatz seine erste große Ausbaustufe. Am 18.12.1964 erfolgte dann die Eröffnung der Strecke von der Rathenaustraße ab Dientzenhoferstraße über die Schleißheimer Straße zum Goldschmiedplatz (Hasenbergl).

Die Schleifenanlage am Scheidplatz war sehr komplex und machte verschiedene Betriebsabläufe möglich. Zwei Hinterstellgleise ermöglichten obendrein noch die Vorhaltung von Ersatzwagen für die Hauptverkehrszeit.

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© Archiv FMTM e.V.

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Diese neuen Trambahnstrecken waren die Umsetzung eines umfangreichen Verkehrsplans zur Trennung von Autoverkehr und Trambahnverkehr und die massive Erweiterung des kreuzungsfreien Trambahnverkehrs in die nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Großsiedlungen am Hart und Hasenbergl hier im Norden und parallel im Süden nach Fürstenried. Dort wie auch hier wurden lange großzügigen Tunnel-Unterfahrungen der Verkehrsadern der Stadt geschaffen, am Petuelring unter dem neu geschaffenen Mittleren Ring in einer S-Kurve geschwungen auf der Höhe der Knorrstraße auf den Oberhofer Platz.

Der M4-Tw 2410 unterwegs auf der Linie 13 legt sich in dieser Tunnelanlage  geschmeidig in die Kurve. Der Tunnel war mit einer Ampelanlage ausgerüstet.

© Archiv FMTM e.V.

© Archiv FMTM e.V.

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