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Schienenunabhängige Turmwagen

Seit es Oberleitungen gibt müssen diese auch gewartet, modifiziert und repariert werden. Auch der Oberleitungsbau und das Aufstellen von Oberleitungs-Masten gehört zu der Arbeit der hier aufgezählten Arbeitsmaschinen aus dem Park der Münchner Trambahn.

Dort wo heute die Zweiweg-Fahrzeuge Platzhirschen sind, gab es früher verschiedene Versionen von Fahrdraht-Wagen. Die einen waren umgebaute LKWs mit anfangs Vollgummireifen, die anderen pferdebespannte Wagen, die auch schienenunabhängig arbeiten konnten.

Spur-Turmwagen

Ganz am Anfang gab es Spurturmwagen, die sich bis 1951 gehalten haben. Sie wurden von zwei Pferden gezogen und besaßen eine isolierte in der Höhe verstellbare Arbeitsplattform. Sie waren in der Lage auf den Gleisen zu fahren, besaßen niedrige Spurkränze und konnten daher einfach und schnell aus dem Gleis fahren, um den Trambahnen Platz zu machen.

Motor-Turmwagen Nummer 6 trifft  auf einen mobilen Turmwagen an der Einfahrt zum Betriebshof an der Schäftlarnstrasse. Dort war auch lange die Fahrdraht-Abteilung der Münchner Trambahn untergebracht.

© Archiv FMTM eV.

Zwei Pferde-Spurturmwagen bei einem Oberleitungs-Bau Einsatz im 1899 vor dem Trambahn Betriebshof Schäftlarnstrasse.

© Archiv FMTM eV.

Der Spurturmwagen Nummer 1 war noch bis nach dem Krieg im Einsatz. Hier kann man ihn 1951 am Romanplatz sehen. Er wurde erst 1957 ausgemustern.

© Archiv FMTM eV.

Turmwagen auf LKW-Basis

Turmwagen wie aus dem Prospekt, - und sie kommen auch alle aus dem Prospekt: auf Faun-Fahrzeuge aufgebaut kaufte die Trambahn München etliche dieser angepriesenen Wagen, denn damals war der Ausbau der Strecken noch nicht outgesourced, sondern wurde noch lange vom Betrieb selbst gestemmt. Die Wagen hatten Vollgummireifen. Damit standen sie stabiler und luftgefüllte Reifen für so schwere Fahrzeuge waren sehr selten.  Zwar ließ sich1888 der Schotte John Dunlop einen einfachen Fahrradluftreifen patentieren, doch erst 1906 erschien der erste Luftreifen für ein Auto, es war noch ein langer Weg zum Reifen für Lastwagen. 

© Archiv FMTM eV.

Der Fahrdraht hat zur besseren Befestigung seitlich zwei Rillen (Rillenfahrdraht) und besteht normalerweise aus Kupfer, entweder chemisch rein oder mit geringem Cadmium-, Silber- oder Magnesiumanteil, um seine Zugfestigkeit zu erhöhen.

© Archiv FMTM eV.

Der städtischen Strassenbahnbetrieb war auch mit der Mastaufstellung betraut. Im Jahr 1925 demonstrierte ein Bautrupp seine Arbeit in einer einmalige Bilderfolge.

Angeliefert wurden die Masten mit einem Pferdefuhrwerk. 

Das Aufrichten des Mastes war dann lange Zeit eine Präzisionarbeit für die Arbeiter. Jeder, der schon mal dabei war, einen Maibaum ohne Hilfsmittel aufzustellen, weiß, wie umfangreich, gefährlich und anstrengend dieser Job ist.

Mit diesem Mast-Aufstellkran aus eigener Fertigung wurde das Mastaufstellen deutlich einfacher. Zusammengeklappt wurde der Kranwagen zum Einsatzort gefahren. Dann wurde er aufgeklappt und mit viel Muskelkraft an der kurbelbetriebenen Seilzugmaschine der Mast aufgestellt. Der Kran hatte schon eine Tragkraft von 5 Tonnen

© Archiv FMTM eV.

© Archiv FMTM e.V.

Eigentlich ist dieser erste überlieferte Oberleitungswagen gar kein Turmwagen. Wie in den Bildern von 1925 überliefert, war anfangs die Fahrdraht-Pflege und der Fahrleitungsbau eine gewisser artistischer Drahtseilakt. Die Bilder entstanden am Betriebshof an der Schäftlarnstrasse. Es gab noch keine Arbeitsplattform an den Fahrzeugen.

Jetzt aber zu den Turmwagen vom Anfang der Trambahn in München. da wäre zuerst der Turmwagen Nummer 1 mit dem amtlichen Kennzeichen IIA-1269 aus dem Jahr 1908. Wir sehen ihn auf einem Geburtstags-Foto aus dem Jahr 1933. Der einfach aufgebaute Wagen hatte ein Eigengewicht von 4760kg und eine Tragkraft  von 2,5 Tonnen

Der TurmwagenNummer 2 der Münchner Trambahn unterwegs am Ostfriedhof im Jahr 1929. Der Wagen mit der Zulassungsnummer IIA-2674 hat auf dem Bild einen Leiterwagen dabei, 

© Archiv FMTM eV.

Hier kommt der Turmwagen Nummer 3 mit dem amtlichen Kennzeichen IIA-2475 zum Einsatzort. 

Das 1929 enstandene Bild zeigt den Wagen mit einem Masten-Kranwagen an der Anhängerkupplung.

© Archiv FMTM eV.

Der Turmwagen Nummer 4 mit voller Mannschaftsbesetzung. Das Bild entstand 1934,

als auch der Strassenverkehr schon deutlich zugenommen hatte und der Wagen die inzwischen 5-stellige amtliche Zulassungsnummer IIA-15261 bekam.

Turmwagen Nummer 5 der Münchner Trambahn: auf einen LKW von der Nürmberger Firma Faun wurde ein isolierter & drehbarer Arbeitsplattform montiert. Das Basisfahrzeug Faun K 2 war mit einem Vierzylindermotor ausgestattet mit 1405 cm³ Hubraum und 24 PS Leistung. Der Wagen hatte die amtliche Zulassungsnummer IIA-15163

Turmwagen Nummer 6 trifft auf einen mobilen Turmwagen mit Pferdebespannung. Der motorisierte Tumwagen hat das amtliche Kennzeichen IIA-15163, von dem Pferd sind leider keine weiteren Daten überliefert.

© Archiv FMTM eV.

Es folgt der baugleiche Turmwagen Nummer 8 mit dem amtlichen Kennzeichen IA-19992

im Bild rechts und der Turmwagen Nummer 9 mit dem Kenn-zeichen IIA-21874 links:

Beide Bilder entstanden 1925

1933 enstand dieses Foto mit dem ältesten und dem damals jüngsten Turmwagen der Münchner Trambahn. 

© Archiv FMTM eV.

Wie in so vielen Bereichen wurde die Weiterentwicklung durch den 2.Weltkrieg unterbrochen. Die Turmwagen wurden vielerorts zum Ausbessern der Kriegsschäden oder kompletten Wiederherstellung zerstörter Oberleitungen eingesetzt. 

Blick am 14.2.1947 auf den Betriebshof der Oberleitungs-Abteilung der Münchner Trambahn im weitgehend zerstörten Betriebshof an der Schäftlarnstrasse.

© Archiv FMTM eV.

Arbeiter reparieren die Oberleitung der Trambahnbahn in der Theatinerstraße kurz nach dem Krieg mit einfachsten Mitteln.

Der Glanz des ehem. Hoflieferant Friedrich Hahn Delikatessen im Hintergrund war zu dieser Zeit schon deutlich verblasst.