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Gleispflege

Unter dieser Rubrik versuchen wir alles zusammenzufassen, was nicht mehr der grosse Gleisbau ist, sondern mehr Wartung und Instandhaltung des Münchner Trambahnnetzes betrifft. 

Früher wurden Schienen oft aufgescheisst, um ihre Lebensdauer zu verlängern. Die Schweisswagen haben wir ja schon in der Rubrik Gleisbau abgehandelt, hier geht es jetzt vor allem um das Handschleifen der Schienen, Weichen und Kreuzungen. Gott sei Dank gibt es bei der Trambahn Strom genug und so wurden die Arbeitsmaschinen weitestgehend mit Strom betrieben

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In der Fahrleitung (600 V, später 700V) oder heute im Netz (230 V oder 400 V) ist die Spannung viel zu hoch und die Stromstärke viel zu gering. Heute verwendet man elektronische Bausteine, um Strom und Spannung umzuformen. Früher war man auch nicht blöd. Man nahm einen großen Gleichstrommotor für 600 V Spannung und koppelte ihn mit einem weiteren Gleichstromgenerator, der dann die hohe Stromstärke bei niedriger Spannung geliefert hat. Das waren dann die sog. rotierenden Umformer. Eigentlich hat man Umformer genutzt, um z.B. Wechselstrom in Gleichstrom umzuformen oder Wechselstrom mit 50 Hz in Bahnstrom mit 16 2/3 Hz. Aber bei der Tram mußte man Stromumformer verwenden, weil man nur Wechselstrom in einem Trafo auf eine andere Spannung und andere Stromstärke transformieren kann. Bei Gleichstrom (Trambahn) funktioniert ein Trafo nicht. Daher hatten auch die alten Trambahnen meist einen kleinen Umformer, um die niedrige Spannung für die Batterien und die Beleuchtung zu erzeugen.

Nichts ohne Ausnahme: die Benzinmotor-betriebene Schleifmaschine von 1943

Auf dem Bild von 1956 sieht man schön den Arbeitsplatz eines Schienenschleifers auf seinem Hocker. Es braucht viel Gefühl und Übung, die Schienen für die nachfolgenden Trambahnwagen wieder eben und glatt zu bekommen.

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Anmerkung des Autors: Tipp an den Kollegen im Gleisbett: Maschine erst einstecken, dann geht gleich alles leichter von der Hand.

Ebenfalls mit dem Jahr 1943 datiert ist dieses Bild einer typischen Gleisbaustelle von damals. Während im Hintergrund fleissig geschweisst wird, schleift der Kollege im Vordergrund die Laufflächen der Schienen wieder eben. Der Elektromotor treibt eine flexible Welle an, die dann die Schleifscheibe dreht.

Schienenschmierung

Das Kurven-Schmieren ist damals wie heute ein Thema bei allen Trambahnen. Das was die Trambahn-Nerds als das einzig wahre Geräusch alter Wagen (und auch neuerer) beim Kurvenfahren identifizieren und in ein entzücktes "so muss Trambahn klingen" verfallen lässt, erfreut nicht jeden Anwohner, dessen Anwesen neben einem gebogenen Schienenstück der Tramtrasse liegt. 

Wir sehen hier eine Kurvenschmiererin im Jahr 1942 am Odeonsplatz, aber es waren mehrere über die Stadt tätig.

Dieses Foto entstand nicht viel später und zeigt einen damals hochmodernen Schienen-Schmierwagen an der gleichen Stelle. Dieses Fahrzeug von der Firma Schörling GmbH & Co. Waggonbau in Hannover sollte nicht die letzte Anschaffung der Münchner Trambahn von diesem Hersteller bleibe: die meisten Trambahn-Schleifwagen und Schienenreinigungswagen kamen vom selben Hersteller, der bis heute mit leicht geänderter Angebotspalette immer noch existiert. 

Schienen werden auch noch heute geschmiert, zumindest an den Stellen, wo das problemlos geht und keine Fussgänger oder Radfahrer gefährdet werden. Das geschieht mit automatischen Kurven-Schmieranlagen. Im MVG-Netz gibt es sowas an mehreren Stellen im Streckennetz, im Bild die Anlage in Grünwald im Aussengleis der Wendeschleife. Sie besteht aus einem unscheinbaren Betondeckel zwischen den Schienen.

© Archiv FMTM e.V.

Weichenreinigung

Juli 1960 wird stolz der Schienenreinigungswagen auf Basis eines Mercedes-Benz L 319 präsentiert.  Damit man das Fahrzeug mit Gumminbereifung auch gut zuordnen kann, hat es die grosse Aufschrift "Strassenbahnfahrzeug"  am Heck. Ab jetzt wird mit Wasser & Hochdruck die Gleisanlage sauber gehalten.

 

Betrieben wird das Fahrzeug im Dienstauftrag mit Fahrer und 2 Kollegen, entweder sitzend unter dem kleien Vordach oder  stehend hinten am Tank. Gearbeitet wurde mit Fahrer, dem Spritzdüsen-Chef und einem Schlauchhalter, - zumindest im Bild von 1960.

Weichenreinigungswagen

M-VG 2435

Daimler Benz 815

M-VG 2435 Weichenreinigung.jpg

Bild: Reinhold Kocaurek

M-VG 2435  Weichenreinigung.jpg

Bild: Reinhold Kocaurek

Weichenreinigung 2019: am Nordbad fährt der Weichenreinigungs-Wagen der MVG vor und in ein paar Minuten, bis die nächste Trambahn kommt, sind alle Weichen gereinigt.

Schienenreinigung

©â€‹Münchner Abendzeitung             vom 04.06.2012

Wie funktioniert das genau?

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"Die Lore wird hydraulisch auf die Gleise gesetzt. Das erfordert ziemlich viel Können. Dann fährt man mit drei bis sieben Kilometern pro Stunde. An der Unterseite des Fahrzeugs ist ein Metallkratzer befestigt, der kratzt die Schienen aus. Dahinter ist noch ein Schlauch. Mit einem Wasserstrahl mit einem Druck von 700 bis 1000 Bar werden die Gleise ausgespritzt. Das ist schon einiges, gerade so, dass es das Metall nicht zerschneidet. Mit Kratzer und Schlauch lockern wir den Dreck auf, die Maschine saugt ihn auf. Das sind bis zu 1000 Tonnen Schmutz im Jahr, vor allem Baustellenschutt und Bremssand von der Trambahn."

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Wie oft müssen die Gleise gereinigt werden?

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"Einmal pro Woche. Wir sind ein Team von vier Mann und jeden Tag unterwegs. Da gibt es einen ganz straffen Turnusplan. Für das gesamte Stadtgebiet – das sind 170 Kilometer Tramnetz – brauchen wir eine Woche. Dann geht es wieder von vorne los. Weichen werden zwei Mal pro Woche gereinigt und geölt. Dafür haben wir aber eine andere Maschine. Die Reinigung ist wichtig, damit sich der Dreck nicht festfährt. Sonst könnte die Tram entgleisen."

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Interview & Foto aus ©â€‹Münchner Abendzeitung vom 04.06.2012

Im Dezember 1974 wurde der Fotograf zu diesem Fahrzeug gerufen: die Schienen-Reinigungsmaschine. Damit wurden alle schienengebundenen Trambahnschienen-Reinigungs-Fahrzeuge abgelöst. Der neue ist ein Zweiweg-Fahrzeug und ist dem Sicherheits- und Wartungsdienst unterstelle. 

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Als ihn unser Fotograf am Sendlinger Tor Platz ablichtete, - inzwischen schon mit Farbfilm in der kamera, trug der Wagen amtliches Kennzeichen M-LD 315 die Betriebsnummer D-300.

Bild: Günter Leide/Sammlung Dietmar Freymann

Das Bild aus dem Juni 2005 zeigt den schon für die MVG angeschaffte Schienenreinigungsfahrzeug wieder mit der stolzen Nummer 300, amtliches Kennzeichen M-VH 967.

Zweiweg-Schienenreiniger

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Betriebsnummer: 2952,

Amtliches Kennzeichen: M-VG 1286, O-309,

Daimler Benz, 

Bild: Dietmar Freymann

Bild: Reinhold Kocaurek

Bild: Dietmar Freymann

Bild: Dietmar Freymann

Die Rillenreiniger gewährleistet eine schnelle und gründliche Reinigung der Rillenschienen von Bremssand, Schmutz und festgefahrenen Fremdkörpern. Die Absaugung wird dabei durch eine kraftvolle Hochdruckwasserstrahlanlage und von einem mechanischen Kratzmeißel unterstützt. Speziell für den Reinigungseinsatz konzipierte Schienenführungseinrichtungen gewährleisten eine besonders präzise Führung der Reinigungseinrichtung entlang der Schienen, selbst in kleinsten Bogenradien und Weichen.

Der Zweiweg-Schienenreiniger von Schörling befährt die Kehrschleife an der Schwanseestrasse.

Zweiweg-Schienenreiniger

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Betriebsnummer: xxxx

Amtliches Kennzeichen: M-VG 6004

O-30x,

Daimler Benz 1828  

6-Zylinder Dieselmotor / 205 PS /Euro-2/Euro-3

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©â€‹Münchner Abendzeitung 

Schienenschleifen

Schienenschleifer

Schienen müssen heutzutage nicht nur gereinigt werden, sondern auch geschliffen werden. Früher haben das die bekannten und hier beschriebenen Schienenschleif-Trambahnwagen gemacht, heute erledigen das Zweiweg-Fahrzeuge.

Der Daimler Benz Unimog mit der MVG Betriebsnummer 2953 und Fahrzeug-Code O-311 steht an der Endhaltestelle Schwabing-Nord auf dem Überholgleis. Man kennt ja nun viele Spezialanwendungen von Unimogs auf der Welt, aber dieser Unimog sieht schon recht abenteuerlich aus, ein guter Grund, dass wir ihn uns mal genauer anschauen. 

Bild: Dietmar Freymann

Der Wagen ist ein Zweiweg-Fahrzeug, das sich an drei Punkten mit kleinen Schienenrädern auf die Gleise setzt. Bei dieser Version sind diese Räder nur zur Führung zuständig, die Gummiräder dienen weiterhin zum Antrieb des Fahrzeugs. Daher sind auch jeweils vor und hinter der Antriebsachse die Führungsräder  ebenso wie  vor der gelenkten Vorderachse, die bei Betrieb natürlich funktionslos ist.

Bild: Dietmar Freymann

Die eigentliche Arbeit macht das nachgezogene Schienenschleif-Wägelchen, das uns die Kollegen dankenswerterweise für das Bild kurz aufgemacht haben. Man sieht gut das Diamant-Schleifband, das während der Fahrt kontinuierlich langsam in die Schleifeinheit nachgeführt wird.

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Bild: Reinhold Kocaurek

Bild: Dietmar Freymann

Bild: Dietmar Freymann

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