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Gerade am Stachus, zentral gelegen und ab 1876 mit Trambahnanschluss, muss man ein bisschen die verschiedenen Funktionen der Betriebsgebäude auseinanderhalten: es gab Kiosk, Stationshäuser, Wartehallen und andere Geschäfte zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten. Das versuchen wir mal zu erklären.
Der Stachus im Jahr 1865: die Pferdebahn kommt erst in 11 Jahren, Gaslaternen beleuchten den Platz und in der heutigen Sonnenstraße steht die Matthäuskirche. Der erste Kiosk steht am Stachus, links daneben ein Pissoir.


Ein Leserbrief aus dem Bayerischer Kurier vom 12.September 1877, kein Jahr nach der Trambahneröffnung, fordert eine Wartehalle am Stachus.

Im Jahr 1880 fährt am Stachus schon seit 4 Jahren die erste Pferdebahnlinie.
Der Stachus im Jahr 1890: zu den Kiosk und Bedürfnisanstalt links ist ein zweiter Kiosk auf der Verkehrsinsel vor dem Hotel Bellevue (Königshof) gekommen, - wobei man schwer von einer Verkehrsinsel sprechen kann, wenn kein Verkehr ist. Die Strecke zum Marienplatz ist in Betrieb und eine Pferdebahn kommt gerade vom Karlstor.




Das Jahr 1891: auf der Mitte des Stachus steht der neue Kiosk mit Blumenladen des Kunstgärtners Josef Georg Roth. Der Justizpalast ist noch nicht gebaut, wie der Blick von der Matthäuskirche zeigt.

Der Blumenpavillon am Karlsplatz 25 a von Lincke & Littmann, dessen berühmteste Bauwerk zweifelsfrei das Prinzregententheater ist, das gute 10 Jahre später entsteht.
Der neu geschaffene Pavillon 1895 vor dem alten Stachus-Rondell, das 1899 völlig neu gebaut wurde.


1891 colorierte ein Künstler eine Postkarte vom Stachus vom Karlstor aus gesehen, Pferdebahnlinien gibt es damals vom Promenadeplatz und Marienplatz sowie Sendlingertorplatz kommend, - in der Mitte der Pavillon des Blumenladens.
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1895 herrscht reger Pferdebahnverkehr auf den Stachus: ein Wagen kommt gerade aus der Neuhauserstraße vom Marienplatz und ein Wagen fährt nach Norden, - vielleicht zum Promenadeplatz oder nach Schwabing.


1901 wird am Stachus auf der Südseite zu den gerade neu fertiggestellten Rondellbauten ein Pavillon gestellt, in dem neben einem Zeitungskiosk und einer Wäscherei und anderen Geschäften noch eine Toilettenanlage untergebracht ist.




Wir haben einen Grundriss dieses Pavillon ausgegraben, leider nur des Kellers, aber man kann gut die Ausmaße dieses Gebäudes nachempfinden. Es gibt im Keller Räume für das Beleuchtungsamt, die Stadtgärtnerei, die Straßenreinigung und für die Trambahn-Gesellschaft.
Das soeben fertiggestellte Pavillon-Gebäude wird bezogen. Im Hintergrund das Gebäude des heutigen Spielwarenhändlers Obletter, an dem noch das Dach fertiggebaut wurde: auch das neue Stachusrondell wurde 1901 fertig.


Ab dem Jahr 1906 gibt es Verhandlungen mit dem Kunstgärtner Josef Georg Roth, dem Inhaber dieses Blumenladens. Er ist bereit, ihn an die MTAG als Stationshaus abzugeben. Es folgen Verhandlungen in dessen Verlauf auch die Umbaukosten kalkuliert wurden. Dabei stellte sich bei einer Besichtigung am 15.März 1906 heraus, dass dieses Gebäude nicht aus Stein gebaut wurde, sondern eine verputzte Holzkonstruktion ist, die weder einen Wasseranschluss noch Abwasseranschluss hat. Außerdem kommen erste Zweifel auf, dass dieses Gebäude sowohl eine Wartehalle für Fahrgäste als auch Stationshaus aufnehmen kann.
Der Wert des Hauses wird mit ca. 2000.- bis 3000.- Mark veranschlagt, die nötigen Um- und Einbauten mit nochmal ca. 4000.- Mark. Am 22.Mai 1907 wird man sich nach langen Verhandlungen einig, den Kiosk für 2000.- Mark in den Besitz der MTAG zu überführen.
Der Blumenladen des Kunstgärtner Roth am Stachus im 1903 auf einem etwas abgegriffenen Fotoabzug.




Im Jahr 1906 erfahren auch die Gleisanlagen am Stachus einen grundlegenden Umbau und schnell wird dieser ehemalige Blumenladen viel zu klein für die hinzugekommenen Aufgaben. Der Fahrscheinverkauf wurde schon von Anfang an in den gegenüberliegenden großen Pavillon verlegt.
Die Umbauarbeiten zum neuen Stationshaus mit den Anschlüssen an Wasser & Abwasser dokumentiert dieses Foto.


Die Tusche der Planungsabteilung zeichnete verschiedenen Erweiterungen dieses eher kleinen Rundgebäudes in der Mitte des Stachus. Sie wurden aber nicht ungesetzt.


In den Jahren ab 1910 wurde immer wieder versucht, Vergrößerungen oder einen Neubau dieses Stationshauses zu planen. Aber es kam immer etwas dazwischen, zuerst der 1. Weltkrieg und dann die Währungskrise und der Platz auf der kleinen Mittelinsel des Stachus gab den Planungen wenig Spielraum. Erst mit zunehmenden Autoverkehr verfolgte man wieder die Pläne, das Stationshaus großzügig zu erweitern im Zusammenspiel mit einer neuen Verkehrsführung für den aufkommenden Automobilverkehr.





