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TRIEBWAGEN TYP R 1.1

Gebaut von: MAN/Siemens (2701/2702 bzw. MAN/AEG (2703)

Am 29.11.1990 kommt der erste neue Straßenbahn-Niederflurzug im Betriebshof 2 an. Seit der Anlieferung des P3-Triebwagens 2044 waren mittlerweile fast 22 Jahre ins Land gegangen. Bereits am 7.12. 1990 kann er im Rahmen einer Feier im Bahnhof 2 der Presse und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die neueste Errungenschaft auf Münchens Schienen trägt die Typenbezeichnung R 1.1 und erhält die Wagennummer 2701. In ihren Presseansprachen betont der Sprecher der Werkleitung, Walter Layritz, „kein Straßenbahngegner“ zu sein und Oberbürgermeister Georg Kronawitter wertet die Vorstellung der neuen Tram „als Auftakt für das Verkehrskonzept 2000“. Die sich anschließende Premierenfahrt mit dem neuen Tw 2701 führt vom Betriebshof 2 zum Max-Weber-Platz und zurück.

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Am 21.3.1991 trifft der R1-Tw 2702 in München ein. Mit dem ersten Fahrzeug, Tw 2701, werden im Frühjahr zahlreiche Probe- und Einstellfahrten unternommen, hierbei ist er oft auf der Strecke nach Grünwald zu beobachten. Der dritte Prototyp, R1-Tw 2703, wird am 1.7.1991 angeliefert. Anstelle einer Siemens-Elektronik besitzt dieses Fahrzeug eine E-Ausrüstung von AEG sowie einen elektrischen Hublift an der ersten Türe. Wenige Tage vor seiner Ablieferung nach München war der Tw 2703 in der Innenstadt der mittelfränkischen Stadt Erlangen ausgestellt worden, um für ein neues Stadtbahnprojekt zu werben. Anstelle schwarzer Wagennummern erhalten die Tw 2702 und 2703 besser lesbare, weiße Wagennummern aufgeklebt. Später wird auch die Wagennummer des Tw 2701 durch weiße Zahlen ersetzt.

 

Am 3.6.1991 wird Münchens erster Niederflurwagen 2701 erstmals im Linienverkehr auf der Linie 19 eingesetzt. Zu diesem Anlass findet an der Endhaltestelle St.-Veit-Straße gegen Mittag eine kleine Feier statt. Souverän steuert Münchens zweiter Bürgermeister, Christian Ude, den neuen Zug in das Nebengleis der Endhaltestelle. Danach startet die Oberfahrerin Ingrid Behringer zur Jungfernfahrt quer durch München nach Pasing. Ab diesem Tage ist der R1-Tw 2701 zusammen mit den vertrauten P/p- und M/m-Zügen auf der Linie 19 im Einsatz. Obwohl das Fassungsvermögen des neuen Wagens gegenüber einem P/p-Zug wesentlich geringer ist, wählt man die stark frequentierte Linie 19 zum ersten Einsatzgebiet aus, da hier die optische Wirkung sowohl in sensiblen Altstadtbereichen, als auch auf Außenstrecken getestet werden kann. Zunächst wird der Prototyp noch außerplanmäßig zwischen den Kurswagen „eingeschoben“, um bei einem Ausfall des Wagens keine Lücke im Fahrplan zu verursachen.

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Nach eingehender Erprobung der drei R1-Prototypen 2701, 2702 und 2703 beschließt der Münchner Stadtrat am 31.3.1992 die Bestellung einer Serie von 70 neuen, weiterentwickelten Zügen des Typs R im Wert von 250 Millionen Mark. Alle Wagen sollen mit einem elektrischen Hublift an der Vordertüre ausgerüstet werden. Mit dem Bau werden die Firmen AEG (Wagenbau) und Siemens (elektrische Ausrüstung) beauftragt. Die bisherige Wagenbaufirma MAN/GHH war zwischenzeitlich in der Firma AEG aufgegangen.  Die Bestellung umfasste darüber hinaus eine Option auf weitere 45 Züge.

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Am 4.3.1997 wurden alle drei R1-Prototypen aus dem Verkehr gezogen und vom Hersteller Adtranz zurückgenommen. Der Tw 2701 leistete als möglicher Museumswagen zunächst im Bahnhof 3 den anderen historischen Garnituren Gesellschaft, während der Tw 2702 im Bahnhof 2 auf ein Abstellgleis rangiert und teilweise demontiert wurde. Der Tw 2703 wurde nach Nürnberg in das Herstellerwerk abtransportiert. Am 12.4.1999 traten die seit 1997 abgestellten R1-Prototypen 2701 und 2702 per Tieflader die Reise nach Bremen an. Dort wurden die beiden Fahrzeuge im Auftrag der Fa. Adtranz in der Hauptwerkstätte der BSAG für ihren künftigen Einsatz im schwedischen Norrköping umgerüstet.

Zwei der drei Prototypen der Baureihe R 1.1 an der St.-Veit Straße im März 1992 Archiv FMTM eV. münchen tram

© Archiv FMTM eV.

Zwei der drei Prototypen der Baureihe R 1.1 an der St.-Veit Straße im März 1992

© Archiv FMTM eV.

Das Innere der beiden Prototypen unterscheidet sich doch deutlich von der späteren Serie: unter den Sitzbänken sind deutlich grössere Fahrwerkskästen zu erkennen.

Niederflurgelenkwagen

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Typ: R 1.1

Betriebsnummer: 2701-2703

Stückzahl: 3

Hersteller: MAN / Siemens bzw. MAN / AEG

Baujahr: 1990/1991

Aufnahme: Günther Dillig

Erste Vorstellung des neuen R 1.1-Wagens im Betriebshof 2.                                                                          

© Archiv FMTM eV.

Nachdem Bremen, wie schon bei den Vorbildern der Kurzgelenkwagen (P-Wagen), 1990 bei MAN/GHH einen erfolgversprechenden 100 % Niederflurtriebwagen hatte entwickeln lassen und München zur Erneuerung des veralteten Trambahnparks ebenfalls auf 100 % Niederflur setzen wollte, bestellte auch München bei MAN/GHH drei Prototypen dieses eigentlich von den Kurzgelenkwagen inspirierten Typs. Bremen hatte nämlich aus einem neueren Wegmann-Kurzgelenkzug (ähnlich Münchner P-Wagen) schon einen dreiteiligen Hochflurgelenkktriebwagen (Roland der Riese Tw.Nr. 561) umgebaut, der dann zum Vorbild für die GT6N wurde. Die drei Münchner Prototypen R 1.1 2701 - 2703 wurden dann schon von MAN/AEG geliefert. Sie dienten hauptsächlich der Erprobung weiterer Verbesserungen für die Serie R 2.2. Wegen abweichender Ausführung wurden sie schon 1997 abgestellt und dann über Adtranz nach Norrköping in Schweden verkauft.

© Dieter Kubisch

Aufnahme: Peter Gimpel

Im Sommer 2003 fuhr Wagen 22 (vormals 2701) im täglichen Einsatz durch Norrköping. In der Innenstadt begegnet uns der Dreiteiler auf der Linie 3.                            

Autoren:              Klaus Onnich

& Gestaltung      Dieter Kubisch

                             Reinhold Kocaurek, alle FMTM e.V.

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