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Maffei-Gleis

Maschinenfabrik J.A. Maffei,   Quelle: Deutsches Eisenbahnwesen der Gegenwart 1911

Im heutigen Englischen Garten im Bereich zwischen dem Biergarten Hirschau und der Isar befand sich die Lokomotivenfabrik Maffei. Das Bild zeigt einen Blick nach Nord-Ost: links unten mündet die Dietlindenstrasse, heute der Mittlerer Ring zur Kennedybrücke. Oben in der Mitte ist das kleine E-Werk zu sehen, das auch heute noch steht und in Betrieb ist. Dahinter ist die Isar noch ohne Föhringer Stauwehr, das wurde erst später gebaut.

Luftbild von Schwabing 1917: Blick über die Sylvesterkirche, das alte Seehaus zur Maffei´schen Lokomotivenfabrik in der Hirschau.

Da die Lokomotivenfabrik keinen Gleisanschluß hatte, mußten die Lokomotiven per Fuhrwerk abtransportiert werden.Das musste oft nachts passieren, Maffei setzte dazu zwei große Zugmaschinen und riesige Tieflader ein. Hunderte Loks wurde so zur Fabrik an der Arnulfstrasse gebracht, wo sie zusammengebaut wurden.

Aufnahme: Reinhold Kocaurek

Ein Foto von heute zeigt das alte damals extra für die Lokomotivenfabrik gebaute Kraftwerk, das heute noch in Betrieb ist und das letzte sichtbare Bauwerk der damaligen Lokomotivenfabrik Maffei ist. Die Wohnhäuser Gyslingstraße  53, 55, 57, 59 und 60, 62 , 64 sind ebenfalls Maffei Gebäude, es waren Werkswohnungen für Führungskräfte (Meister etc.) und eine Krankenstation.

Bild: Firmenarchiv Krauss-Maffei, Sammlung Helge Hufschläger

Erst 1901 legte man einen Gleisanschlüß vom Stichgleis von der Strecke Nordring zum Schwabinger Güterbahnhof (heute exakt die Gleisführung der Strassenbahnlinie 23)  über die Ungererstrasse und weiter durch die Genterstrasse exakt grade auf das alte Umspannwerk zu. Diese Trasse fällt noch heute durch ihre von der sonstigen Dynamik der Wegführung abweichende Geradlinigkeit auf.

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Die letzte S 3/6 der Serie l von Maffei wurden 1927 ausgeliefert als 18 520 und, wie bei Maffei üblich, im Englischen Garten zwischen Oberstjägermeisterbach und Schwabinger Bach fotografiert (Blickrichtung Schwabinger Bach). Das ist heute der schnurgerade Fuß/Radweg von der Hirschau zur Osterwaldstraße. Im Hintergrund steht die heute in Bayerisch Eisenstein im Museum ausgestellte J.A.MAFFEI der Fa. Maffei, deren Aufgabe es war, die großen Loks vom Werk zum Schwabinger Güter Bhf zu ziehen.

Bild: Firmenarchiv Krauss-Maffei, Sammlung Helge Hufschläger

Bild: Firmenarchiv Krauss-Maffei, Sammlung Helge Hufschläger

Einmal schleppt die (BLV)  "J.A.Maffei"  eine S 3/5 und eine Schmalspur-Mallet für die bosnischen Steinbeis-Bahn durch den Englischen Garten, auf dem nächsten Bild hat sie einen ganzen Güterzug am Hacken mit einer Lokomobile, einem Lokkessel, einem Tenderkasten, zwei Planenwagen und noch mehr Wagen.

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Bei Dipl. Ing Hoffmann steht 1927 nachzulesen: "Es sei angeführt,daß Züge auf dem Maffeii’schen Industriegleis, welches den äußeren, also schwach besuchten Englischen,Garten durchschneidet, nur im Schritt fahren dürfen und gleichwohl von ununterbrochenen Glockenzeichen begleitet werden müssen."

Aufnahme: Reinhold Kocaurek

Die Schienenkreuzung mit der Trambahnlinie 6 in der Ungererstrasse wurde erst zum U-Bahnbau mit der ganzen Linie 6 entfernt (Ungererstrasse in Höhe der Gärtnereien). In der Genterstrasse kann man noch einen Bahndamm erahnen, in meinen Kindertagen in den 60er-Jahren war er noch deutlicher zu sehen und der Weg war für uns Fahrradkinder so angenehm hoppelig wegen der entfernten Schwellen. Auch bis in die 60er-Jahre bestand noch die Eisenbahnbrücke über den Bach im Englischen Garten nahe dem heutigen "kleinen Hofbräuhaus". Sie ist inzwischen entfernt.

Augsburger Abendzeitung 10.März 1902: München, 8. März.

 

Auf der neuerbauten Industriebahn von Schwabing nach der Maffeischen Lokomotivfabrik in der Hirschau wurde heute Vormittag die Probefahrt abgehalten. Dieselbe erfolgte mittelst eines Sonerzuges, zu dem sich Vertreter der Generaldirektion der k. b. Staatsbahn, hierunter die Oberregierungsräthe Dr. Wehrmann und Ries, dann der Eisenbahnbetriebsdirektion München mit ihrem Vorstande Frhrn. v. Schackh, ferner des Stadtbauamtes, der Kreisregierung und auch des Obersthofmarschallamtes einfanden. Letzteres ist betheiligt, weil die Bahn durch den englischen Garten gebaut ist und war deshalb der k. Oberinspektor der Hofgärten, Herr Kaiser erschienen. Auch höhere Beamte der Maffei'schen Fabrik, unter ihnen Herr Dirkektor Kögel, schlossen sich der Probefahrt an. Das Industriegleise nach der Hirschau zweigt nördlich von der Station Schwabing ab, führt dann in südöstlicher Richtung abschwenkend über die Ingolstädter und Landshuter Staatsstraße, wendet sich hierauf östlich und überquert mittelst Brücken die sogenannte schwarze Lacke und den Schwabinger Bach, denn den schon im englischen Garten befindlichen Oberjägermeisterbach. Es werden später in südlicher Richtung die Isarauen durchfahren und endet die 4 Kilometer lange Bahn am Eisenwerk Hirschau. Durch den englischen Garten wurde mit Rücksicht auf den Verkehr von Fuhrwerken und Spaziergängern fast im Schritt gefahren. Nach Ankunft des Zuges in der Maffeischen Fabrik wurde diese von den Theilnehmern an der Probefahrt im vollen Betrieb besichtigt. Die neue Bahn hat zwar der Maffei'schen Fabrik großen Kostenaufwand - ca. 150 000 M. - bereitet, doch werden sich diese Kosten lohnen, da von jetzt ab die kostspieligen Transporte der Lokomotiven durch die Stadt mit Straßenlokomotiven entfallen und auch alle für die Fabrik bestimmten Waggons direkt dort hin geschafft werden können, die Beförderung mit Fuhrwerk also entfällt.

Eine Filmsequenz mit historischen Aufnahmen zur Geschichte von Maffei in der Hirschau mit freundlicher Unterstützung © Bayerischer Rundfunk

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