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U-Bahn-Exot Werkstattwagen 8981 bei der Münchner U-Bahn


Keine 10 Jahre nach dem Umbau des Trambahn-Triebwagens 2946 aus einem Posttriebwagen zu einem selbstfahrenden Turmwagen und Werkstattwagen baute man für die U-Bahn ein sehr ähnliches Fahrzeug mit der Betriebsnummer 8981. Er blieb ein absoluter Exot auf der Münchner U-Bahn und das Fahrzeug hat die 1990er leider nicht überlebt und wurde Anfang 1994 verschrottet, nachdem Schäden am Rahmen nicht mehr sinnvoll repariert werden konnten und andere Hubsteiger-Wagen mittlerweile im Fuhrpark vorhanden waren.


In den internen Mitteilungen der Stadtwerke/Verkehrsbetrieb vom Januar 1973 wurde der Wagen ausführlich beschrieben:


"Für die Kontrolle, Wartung und Reparatur, der Streckeneinrichtungen, wie zum Beispiel der Wand- und Deckenverkleidungen, der Antennenleitungen für den Tunnelfunk und der zahlreichen Beleuchtungs- und Signaleinrichtungen, wurde der Gerätewagen 8981 entwickelt, der außerdem noch als Hilfsfahrzeug bei größeren Störungen oder Unfällen als fahrbare Werkstatt mit eigener Licht- und Kraftversorgung bei Umbauarbeiten im Bahnbereich als Notstromaggregat und als Transportfahrzeug eingesetzt werden kann. Erinnernt die Vorderansicht und auch die Ausstattung der Fahrerstände noch an die U-Bahn-Triebwagen, so sind Aufbau und technische Ausrüstung ganz dem Verwendungszweck angepasst. Die an die beiden Fahrerstände anschließenden Wagenkästen sind einerseits als Werkstattraum mit Werkbank, Strom- und Druckluftanschlüssen und zahlreichen Werkzeugschränken, andererseits als Aufenthaltsraum mit Sitzplätzen für 4 Personen, Wasch- und Kochgelegenheit und einem Kleider- und Trockenschrank eingerichtet. Die Ausstattung und Einrichtung ist so gehalten, dass für alle denkbaren Einsatzfälle alle Werkzeuge und Hilfsmittel greifbar sind. Für sperrige Ausrüstungsgegenstände, beispielsweise Schweißgeräte und Eingleisungswerkzeuge sind in beiden Aufbauten raumhohe Schränke vorgesehen, die von der Plattform aus zugänglich sind, sogar eine 6,5,m lange Anstelleiter wird im Dach des Aufenthaltsraumes mitgeführt. Auffälligstes Merkmal des Gerätewagens sind die auf der Plattform zwischen den Kabinen montierten Hebezeuge: Kran und Hebebühne. Zum Bewegen von schweren oder sperrigen Bauteilen oder Geräten ist der bei seiner maximalen Ausladung von 4,3 m noch 1,2 Tonnen tragende Hydraulikkran bestimmt. Die hydraulische Hebebühne wird hauptsächlich für Revisionsfahrten im Tunnel benötigt. Die Arbeitsbühne kann nicht nur bis 6,3 m über Schienenoberkante angehoben und rundum geschwenkt werden, sondern ihr Vorderteil kann auch noch mit 2 Personen besetzt bis 4,3 m von Wagenmitte ausgefahren werden. Dank seiner diesel-elektrischen Zweisystem-Antriebseinrichtung, die unter dem Wagenfußboden untergebracht ist, kann der Gerätewagen nicht nur bei eingeschalteter Stromschiene mit Elektroantrieb fahren, sondern es ist auch möglich, bei ausgefallener Stromversorgung oder wenn keine Stromschiene vorhanden ist, ohne Einschränkungen hinsichtlich Fahrleistung oder Einsatzbereich mit Dieselantrieb weiterzufahren. Ein 380 V-Drehstromgenerator, der wahlweise von einem 750-V-Elektromotor oder von einem 180-PS-Dieselmotor angetrieben wird, liefert den Strom für alle Verbraucher und Hilfsbetriebe, wie Heizung, Beleuchtung, Signaleinrichtungen, Kompressor, Kran und Hebebühne, für die zahlreichen Steckdosen im und am Wagen und für den im Triebdrehgestell, übrigens dem gleichen Typ A im A 1-Triebwagen, eingebauten Fahrmotor. Bei längeren Standzeiten im Streckenbereich kann der Wagen über einen eingebauten Trenntrafo aus dem ortsfesten Drehstromnetz mit Energie versorgt werden, bei Bedarf kann er aber auch als Notstromaggregat die Versorgung einer Arbeitsstelle übernehmen."


Das Foto und der Text kommen aus dem Archiv von Manfred Neumaier, Andreas Fehrke hat es ausgegraben und Florian Schütz von den U-Bahn-Kollegen hat weitere Infos geliefert.


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