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Betriebshöfe der Münchner Tram

Betriebshof 5 (alt) Nymphenburger Straße Nr. 81

21.10.1876 – 15.8.1928

1876 von Otlet für Pferdebahn erbaut

1882 von Trambahn AG übernommen  

1883 neue Halle für Dampfloks der Dampftrambahn 

1899-1900 Umbau für elektrischen Betrieb

1910 Beiwagenhalle abgebrannt (siehe Polizeibericht unten)

1912 – 1913 Abriss der Dampflok Werkstatt und Wohnhaus, dafür Erweiterung Werkstatt für elektrische Tram und Neubau Abstellhalle

Nach Schließung 1928 wegen zu geringer Kapazität Vermietung 1929 an die Post zum Einstellen von Kraftpostbussen

1943 – 1944 totale Zerstörung bei Luftangriffen

So spannend wie die Geschichte dieses alten Betriebshofs auch klingt, so gut ist der Ausbau dieser Jahre auch dokumentiert:

Nymphenburg 1876.jpg

Depot-Situation 1876 bis 1883

Nymphenburg 1888.jpg

Depot-Situation 1883 bis 1888

Nymphenburg 1890.jpg
Nymphenburg 1899.jpg

Depot-Situation 1888 bis 1890

Depot-Situation 1891 bis 1899

Nymphenburg 1897.jpg

Betriebshof im Stadtplan von 1897: deutlich erkennbar die Ausfahrmöglichkeit in der Blutenburgstraße damals.

Die Erweiterung der Wagenhalle  wurde 1888 geplant.

10.10.1888 Plan Umbau Depot Nymphenburge

© Archiv FMTM eV.

Nymphenburg 1912.jpg

Depot-Situation 1912

Alte Gleispläne auf heutiges GoogleEarth umzusetzen hat durchaus seine Reize, aber auch seine Grenzen: der Gleisplan von 1888 von der heutigen Bebauung leider sehr verdeckt. Heute trotzdem kaum zu glauben, dass hier in der Nymphenburger Straße 81 mal ein Depot für Dampftrambahnen war.

© GoogleEarth, Simulation Reinhold Kocaurek FMTM eV.

Darf man den überlieferten Gerichtsprotokollen und Polizeiberichten glauben, war das Depot an der Nymphenburger Straße auffällig oft erwähnt. Hier 2 Kostproben:

Nymphenburg gericht.jpg

Am 6. Juni um 24 Uhr ist das an der Nymphenburger Straße 79 befindliche Straßenbahndepot, welches 30 m lang ist, bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der Schaden liegt bei 70.000 bis 80.000 Mark. Neun Anhängerwagen der Straßenbahn sind mit verbrannt. Es kam bei den Löscharbeiten zwischen dem Pöbel, der in die Brandstätte eindrang, und der Polizei und Feuerwehr zu Zusammenstößen. Der Pöbel hieb mit Stöcken auf Polizei und Feuerwehrleute ein und verletzte mehrere. Löschschläuche wurden zerschnitten. 6 Verhaftungen wurden vorgenommen. Die hintere Remise des Trambahndepots diente hauptsächlich zur Aufnahme von Anhängewagen und Putzmaterial. Als Ursache des Brandes wird angenommen, dass die in großer Menge vorhandene Putzwolle infolge großer Wärme sich selbst entzündete oder vielleicht auch aus Unvorsichtigkeit entzündet wurde. An den in der Nähe befindlichen Öl- und Fettfässem fand das Feuer reiche Nahrung und bald waren die Holzteile der Anhängewagen und das Dachgerüst ergriffen. Da das Telefon, welches sich im Depot befindet, gesperrt war, konnte die Feuerwehr erst von der nächsten Feuermeldestation alarmiert werden. So stand die Remise bereits lichterloh in Flammen, als nach einer Viertelstunde die Berufsfeuerwehr mit der Dampfspritze und bald darauf die 7. Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr anrückte. Die dichten Rauchwolken und die große Hitze behinderten die Löscharbeiten sehr, aber dank dem zielbewussten Vorgehen der Feuerwehrleute konnte das Feuer bis gegen halb 3 Uhr morgens gelöscht werden. Sehr erschwert wurde das Arbeiten der Feuerwehr auch durch das rohe Benehmen des aus naheliegenden Wirtshäusern an der Blutenburgstraße zusammenge-laufenen Publikums. Mit wildem Geschrei und Gejohle versuchten eine Reihe verkommener Elemente den Eingang zur Brandstätte zu erzwingen. Als derselbe ihnen natürlich mit aller Macht verwehrt wurde, griffen sie die Schutzleute und auch die Feuerwehrleute tätlich an. Unter gemeinen Ausdrücken versuchten sie die Wasserschläuche zu zerschneiden, was ihnen auch teilweise gelang. Ein Schutzmann erhielt in der Schläfengegend eine schwere Verletzung, ebenso wurden zwei Feuerwehrleute von den Rowdies verletzt.

Im Jahr 1910 brannte die Beiwagenhalle an der Nymphenburger Strasse ab.

Aufnahme: Archiv FMTM eV.

Erst dem aus der Artilleriekaseme herbeigeeilten Feuerpikett, [zu deutsch: einsatzbereite Mannschaft im Heer] gelang es durch Blankziehen der Waffe und durch Bespritzen des Publikums mit Wasser, die rabiaten Leute zurückzudrängen. Neun Anhängerwagen sind dem Feuer zum Opfer gefallen. Das in der Remise lagernde Viehsalz ist auch vernichtet. Zum Glück waren wegen des an Sonntagen verstärkt durchgeführten Betriebes noch nicht alle Wagen eingerückt. Wirr lagen auf dem Boden Eisenteile, verkohlte Balken und Ziegel durcheinander. Mit den Aufräumarbeiten wurde sofort begonnen.

 

aus: Bayerischer Kurier  7. Juni 1910

Und selbst noch beim endgültigen Abriss im Jahr 1947 gab es ungeahnte Problem, ein Spiegel der damaligen Situation & Zeit.

Text & Recherche: Online-Team FMTM eV.

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